Oktober 2020
Mein erstes Erlebnis hatte ich bereits kurz nach Erhalt meiner Kündigung und einer Woche Erholung in Bayern, die wir uns gegönnt hatten. Ein Headhunter aus Osnabrück hatte einen Geschäftsführer gesucht für eine Firma nördlich von Bremen. Ich erhielt eine Einladung und freute mich sehr. Sollte ich diesmal Glück haben und schnell wieder Arbeit finden?
Das Treffen fand in einem Hotel in Bremen statt. Dort hatte man das gesamte Loft gemietet und mittig im Raum stand der große Tisch an den wir uns alle setzten. Mit dabei war der Inhaber der Firma, der Headhunter und ein Mitglied des Aufsichtsrates oder Beirates.
Nach den üblichen Eingangsfloskeln stellte sich jeder persönlich vor. Dabei wurde schnell klar, dass der Headhunter Teil des Beirates war und das sagen hatte. Dieser war Wortführer, Moderator und Einflussnehmer auf die beiden anderen. Das andere Beiratsmitglied schrieb alles mit was ich so zu den Fragen des Headhunters antwortete und bezog sich mit seinen Fragen dann auf meine Aussagen. Bei über zwei Stunden Frage-Antwortspiel weiß man nicht mehr was man auf eine Frage in der ersten Stunde geantwortet hat. Er wusste es. Ich merkte, dieses Spiel kann man nicht gewinnen. Der Headhunter begann mit seinen Fragen mich vorzuführen gegenüber seinen Mitstreitern und versuchte sich selbst ins rechte Licht zu rücken. So das ohne ihn die Firma nicht existieren kann.
Das war das Zeichen dieses sinnlose Meeting zu beenden, was dann auch schnell geschah. Ich war froh raus zu sein und musste feststellen, dass es für Firmen keine gute Entscheidung ist Berater oder Headhunter in die Führung einer Firma aufzunehmen. Es stellte sich beim Gespräch heraus, dass der Headhunter auf einer Messe den Inhaber bewusst angesprochen hat. Vermutlich nicht um für die Firma Gutes zu tun, sondern sich Nebeneinkünfte zu sichern. Und dafür muss man als Headhunter und Beiratsmitglied sich entsprechend profilieren beim Inhaber.
Ob man als Geschäftsführer in dieser Firma und der Konstellation eine Chance hat, wage ich zu bezweifeln.
Das war nichts, schade. Gute Firma, gutes Produkt, falsches Management.