Bewerbung bei einer Coaching-Akademie

Wunsch war etwas Anderes zu probieren. Nicht immer sich nur auf die üblichen Stellenanzeigen zu bewerben, sondern einen anderen Weg einzuschlagen. Ein Golffreund erzählte mir, dass er bei einer Coaching-Akademie oder auch Coaching-Stelle untergekommen ist. Auf meine Frage: „Aha, und was macht man da so?“, kam prompt die Antwort:“ Na, Leute coachen, weißt Du doch, so trainieren halt auf alles was mit Job zu tun hat!“. Damit war für ihn alles gesagt.

Gut, mehr kann man wohl nicht erwarten, so dachte ich mir,  aber er ist ein wunderbarer Flightpartner. Ich bedankte mich und sah mich im Netz um.

Tatsächlich klang das nicht schlecht. Als Freelancer, also freier Mitarbeiter, kann man dort bis zu 20 Stunden in der Woche damit verbringen Leute wieder an die Arbeit zu bekommen. Man kümmert sich um diese Leute, die vom Arbeitsamt geschickt werden, macht Bewerbungstraining, schreibt mit Ihnen Bewerbungen, kümmert sich um alles Notwendige und sorgt dafür, dass diese Leute wieder Arbeit haben. Inklusive mentalem Aufbau.

Mmmh, nicht schlecht. Sollte ich können. Erfahrungen und Kenntnisse liegen ja genügend vor. Was man da verdient, keine Ahnung. Aber wenn ich mich an zwei Orten bewerbe und dort jeweils den Job bekomme, dann sollte das doch ausreichend sein. 2×20 Stunden ergeben auch 40. Und man ist aus der üblichen Arbeitsmühle raus und macht mal etwas Soziales. Zumindest etwas sozial.

Ich bewarb mich zweimal online. Gleiche Aufgabenstellung, nur jeweils anderer Ort. Super.

Nach 5 Tagen kam die erste Absage aus Hamburg von der Zentrale. Boah, damit hatte ich nicht gerechnet. Sollte ich selbst für einen solchen Job als Coach ungeeignet sein??

ich rief in Hamburg an und fragte die Dame, die als Absenderin in der Absage-Mail zu finden war, nach den Gründen für diese Absage.

Diese informierte ich ausführlich über mein Anliegen und die Antwort war, dass sie ja nur als Absender in der Standard-Absage-Mail angegeben ist, aber damit eigentlich gar nichts zu tun hat. Die jeweiligen Standorte informieren sie über die notwendigen Absagen, und dann macht sie das halt. Ach so.

Aber sie gab mir die Kontaktdaten der Dame vom Standort, der mich nicht haben will. Dort rief ich an. Diese Dame sagte mir auf mein Anliegen hin, dass sie derzeit keine Leute zum Coachen hätten und daher die Absage käme. Schade wäre das ja schon, da ich ja alles Notwendige für diesen Job mit bringe.

Aber sie könne mich im Freelancer-Pool unterbringen und wenn es wieder los geht, dann meldet sie sich auf jeden Fall bei mir.

Zwei Fragen drängten sich innerlich bei mir auf, die ich erst einmal verschwieg und ich mich für ihren Einsatz sehr bedankte.

a) Warum schreibt man das nicht in der Absage, dass man derzeit niemanden zum Coachen hat ? Würde dem Gegenüber doch ersparen sich Gedanken zu machen.

b) Warum nimmt man einen nicht in den Freelancer-Pool? Automatisch? Oder besser: Im Absageschreiben kann man das ja mitteilen, dass die Möglichkeit besteht dort unterzukommen, wenn man will, und das man dann angerufen wird, sobald wieder Leute zum Coachen da sind?

Unfassbar. Stattdessen schickt man eine Standard-Absage-Mail mit allen bekannten Floskeln und lässt den Bewerber damit zum Wochenende hin freitags alleine. Ist doch egal, Hauptsache mein Schreibtisch ist sauber und ich kann mein Hirn am Wochenende komplett ausschalten.

Mal sehen , was passiert, wenn der zweite Standort sich meldet. Falls…

Ach ja, Gehalt:

Online muss man in eine Zeile eintragen was man verdienen will. Okay, gut. Leider kann man nur eine Jahressumme eintragen und kein, wie bei Freiberuflern üblich, Stundensatz. Und genau das wurde auch bemängelt in beiden Telefonaten, dass ich ja dort eine vermeintlich hohe Summe eingetragen hätte. Aber nichts eintragen kann man auch nicht, sonst kann man die Bewerbung nicht abschicken. Also was soll man eintragen??

Fakt ist, berechnet wird nach Coaching-Einheiten. Jede Einheit 45 Minuten. Dafür gibt es 25 EUR Brutto. Damit muss man sämtliche Steuern und Sozialversicherungskosten selber tragen. Auf meine Frage, ob das nicht etwas wenig ist, kam die Antwort, dass man schon sehr gut zahlt und andere deutlich weniger. Und die Freelancer diesen Job eigentlich nur machen um sich selber abzusichern über die Sozialversicherungen.

Das ist mir im Ganzen etwas wenig, gebe ich zu. Nur um meine Sozialversicherung zu bezahlen? Und der Rest? Dann im Zweitjob?

Ist mir alles noch nicht ganz klar. Ich hoffe auf den nächsten Anruf. Oder die nächste Absage.

Gruß

Andy

 

 

 

 

Coaching-Akademie? Was machen die denn?