Bremen-Nord

Was ich in Bremen-Nord erlebt habe, stellt alles bisherige in den Schatten. Daher muss ich das jetzt schreiben, obwohl es nicht in die bisherige Chronologie passt.

Mein Headhunter, den ich schon seit Jahren kenne und schätze, hatte einen Vertriebsjob in seinem Portfolio, der meine Aufmerksamkeit erregte: Firma in Bremen, Vertrieb weltweit, Maschinen- und Anlagenbau für eine bestimmte Art Textilien herzustellen. Super, so mein Gedanke, mein alter Markt. Die Bewerbung geht bei diesem Headhunter sehr schnell, sogar das Anschreiben kann man sich sparen.

Er meldete sich einige Tage später und bestätigte das Interesse des Chefs dieser Firma und das wir einen Termin vereinbaren sollen, um uns erst einmal telefonisch kennen zu lernen. Das war schnell erledigt und ich sprach mit dem Chef am Telefon über den Vertrieb seiner Produkte. Sein Ziel war es den Vertrieb auf mich zu übertragen, da er selber nicht mehr so viel reisen möchte und sich stärker auf die Entwicklung konzentriert in Zukunft. Wir vereinbarten einen Termin in der Firma vor Ort.

Wie üblich bereite ich mich darauf gut vor und fuhr dorthin. Natürlich war ich zu früh, konnte aber bereits die Umgebung kennenlernen und die Firmen drumherum.

Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt wollte ich die Haustür der Firma öffnen und stellte fest: verschlossen. Ich hörte Mitarbeiter im Nebenraum sprechen, klopfte an ein Fenster und ein Kollege kam und ließ mich rein. Ich erklärte ihm, dass ich einen Termin mit dem Chef habe und er schaute mich erstaunt an.

Der Chef war, mit seinem Sohn , einfach aus der Firma gegangen und hatte sich nicht abgemeldet. „Kein Problem“, sagte der Kollege, „setzen Sie sich hier erst einmal hin, ich werde ihn mit meinem anderen Kollegen schon erreichen. Schließlich sind die beiden immer erreichbar, Tag und Nacht“.

30 Minuten verbrachten nun beide damit einen der Beiden zu erreichen. Weder über Whatsapp, E-Mail, SMS oder Telefon klappte es. Beide waren weder erreichbar, noch nahmen sie den Hörer ab.

Da beide Mitarbeiter in der Firma nun auch mal nach Hause wollten, und ich ja noch dort saß, fasste sich der Eine ein Herz und nahm mich mit auf einen Werksrundgang. Das war sehr nett und technisch wenigstens interessant.

Danach verabschiedete ich mich, der Mitarbeiter entschuldigte sich für das Verhalten der Chefs und wie ungewöhnlich das wohl wäre, und ich fuhr frustriert nach Hause. Alle Vorbereitung, Gedanken und eigene Hoffnung auf eine Zukunft in dieser Firma für die Katz.

Am Abend versucht ich noch erfolglos meinen Headhunter zu erreichen. Am Folgemorgen versuchte ich es noch einmal bei der Firma. Der gleiche Mitarbeiter vom Vortag sagte mir, die beiden (Chef und Sohn) hätten jetzt eine Besprechung und überhaupt keine Zeit.

Den Headhunter erreichte ich nun auch und er fragte wie es denn gelaufen sei, und was das Ergebnis wäre. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und er war schockiert. In seiner langen Zeit als Headhunter hat er so etwas bei keiner Firma erlebt. Wir vereinbarten, dass Jeder versucht dort anzurufen. Der Erste, der es schafft mit den Herren zu sprechen, meldet sich dann beim anderen.

Weder er noch ich hatten Erfolg. Selbst auf E-Mails kam keine Rückantwort. Am Folgemontag rief mein Headhunter noch einmal bei mir an und entschuldigte sich für alles. Zukünftig wird er diese Firma nicht mehr bearbeiten und unterstützen. In seiner letzten Mail an den Chef hat er darum gebeten, dass sich wenigstens einer bei mir meldet, selbst um zu erklären, dass man kein Interesse hätte. Nichts ist geschehen, bis heute.

Tja, letztendlich nützt mir das auch nichts. Offensichtlich ließ sich der Chef verleugnen. Ich vermute er hatte wohl mal darüber nachgedacht den Vertrieb jemand anderem zu überlassen, aber wahrscheinlich nicht so schnell. Und ob der überhaupt das Geld dazu hat, darf nach der Werksführung stark bezweifelt werden. Das Hauptgeschäft ist nicht der Verkauf von Neumaschinen, sondern das Aufarbeiten von Altanlagen.

Keine Firma in der ich zukünftig arbeiten möchte. Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern und Bewerbern sieht anders aus.

Vor der Tür stand noch sein Sportwagen von Audi am geplanten Termin, den es nicht für 150TEUR zu kaufen gibt.