Franchise

Da denkt man irgendeine der letzten offenen Positionen wird es werden, und dann sitzt man wieder ohne etwas in der Hand da.

Bis auf die Firma in NRW, für die ich arbeiten soll im technischen Vertrieb, die sich aber überhaupt nicht rührt, habe ich aktuell nichts in der Hand.

Daher entschied ich mich, mich mit einem anderen Bereich zu beschäftigen: Franchise.

Man hat ja schon viel davon gehört. Aber auch dazu muss man sich intensiv einlesen und sich beschäftigen. Franchise funktioniert grob gesagt so:

Gegen eine Eintrittsgebühr und eine monatliche Gebühr darf man den Namen des Franchisegebers, seine Lieferketten und sein Wissen über Marketing, Werbung, Kassensysteme usw. nutzen. Dazu gibt es Produktschulungen und regelmäßige weitere Hilfestellungen.

Im Gegenzug wirbt man mit dem Namen, sucht eine passende Position in einer Stadt für seinen Shop, kauft das nötige technische Inventar und hat auch dafür zu sorgen, dass der Shop genauso aussieht wie der Franchisegeber das möchte. Das notwendige Lager bzw. dessen Inhalt kauft man auch von ihm. Ein Gewerbe ist genauso anzumelden wie man sich auch um die Behörden, Berufsgenossenschaften und Prüfämter zu kümmern hat. Es ist, als wenn man selber einen Shop aufmacht. Nur hier nutzt man den guten Namen des Franchisegebers und dessen Möglichkeiten.

Spannende Sache. Ich schickte Anfragen raus an eine Firma aus der Schweiz die u.a. Messer herstellt und weltweit vertreibt.( Mittlerweile machen die auch Reisetaschen und einiges mehr).

Die Antwort kam schnell und man einigte sich auf einen Videocall. Kennt man ja schon. Ich muss sagen, dass Gespräch war echt gut. Hat Spaß gemacht. Haken: Um für diese recht hochwertige Marke als Franchisenehmer arbeiten zu dürfen, benötigt man 100 TEUR an Minimum-Eigenkapital und insgesamt bis zu 400 TEUR an Investitionssumme. Der Ort des Shops wird gemeinsam ausgesucht und es wird von der Firma entschieden wie der Shop auszusehen hat. Das Inventar, die Warenträger, Regale und Möbel kommen aus der Schweiz und ein Marketingfachmann und Innenausstatter entscheidet wo was positioniert wird. Auch die Außenerscheinung des Shops wird geprüft und dem Corporate Design angepasst. Aha. Okay.

Je nach Lage des Shops und Kundenkreise soll man so 7 TEUR /m² pro Jahr einnehmen. Bei 100m² also 700 TEUR. Nette Idee, aber das glaube ich nicht: Bei 220 Arbeitstagen wären das 3200 EUR / Tag. Dafür muss man schon eine Menge Messer und Taschen verkaufen. Der Marketingmensch, mit dem ich mich unterhielt, machte auch eines klar: Niemand steht morgens auf und will jetzt in  meinem Shop etwas kaufen. Es ist nicht IKEA, wo die Leute hinfahren, um aus dem Besuch ein Event zu machen und immer etwas finden, was sie mitnehmen. Die Ware, die ich verkaufe, ist im Premiumsegment und daher finden sich weniger Leute, die mal eben etwas kaufen im Vorbeigehen.

Abgesehen davon, auch wenn die Summe im Durchschnitt erreicht wird, das Warenlager muss man vorher von der Firma vollständig kaufen. Es gibt zwar Nachlass auf den Verkaufspreis, so das von den 700 TEUR an Umsatz der Nachlass (vielleicht 20%) tatsächlich übrig bleibt. Damit muss man den Kredit bedienen ( ich habe keine 400 TEUR rumliegen, sonst würde ich aufhören zu arbeiten) und Miete, Strom, Personal bezahlen. Und natürlich noch die monatliche Gebühr.

Und das, was dann übrig bleibt, darauf muss ich dann Steuern und Sozialversicherungen bezahlen. Und vom Rest lebt man dann. Schade, aber gute Marke und sehr gute Produkte.

Das Nächste ist eine Firma, die Frittierfett in Restaurants vor Ort filtert, reinigt und wieder zuführt. Da man alles selber macht und ich nicht nach Frittenfett stinken möchte, hatte sich das schnell erledigt. Verdienen tut man dabei auch nichts, aber man hat viel Arbeit und ist nur auf Achse. Als ich dort anrief um abzusagen, kam die Nachricht es gäbe noch ein anderes tolles System, dass ich kaufen kann: Erneuerung von Kühlschrankdichtungen !  Ja, ahh, okay…damit hat man sich ja schon immer intensiv beschäftigt. Ich habe mich schon immer gefragt wer diese Dichtungen wohl erneuert. Dafür gibt es wohl echt einen Markt.

Ziel ist es dabei mit einem komplett ausgestatteten Werkstattwagen direkt zu Restaurants, Supermärkten usw. zu fahren, seine Dienstleistung anzubieten und dort am Besten regelmäßig Dichtungen zu tauschen.

Man schickte mir ausführliche Informationen mit Kalkulationen usw. Okay, das fand ich gut, offen und ehrlich mit Zahlen umzugehen. Tatsache ist, das lohnt sich alles erst, wenn man mehrere Wagen hat mit Personal, die durch die Gegend fahren und Restaurants, Supermärkte und alle Anderen ansprechen. Ein solcher Wagen bringt 2,5 TEUR / Monat, vor Steuer. Und man soll das gesamte Business dem Anbieter abkaufen für eine horrende Summe. Nee, danke!

Ein weiterer Anbieter ist da schon interessanter: Franchise von einem Wurstanbieter! Bratwurst wollte ich schon immer verkaufen zusammen mit meinem Freund in Lemwerder. Im Sommer Bratwurst, im Winter Whisky brauen.

Die Berechnungen, die mir gezeigt wurden, waren in Ordnung. Wie auch das Gespräch am Telefon. Auch hier ist es der bekannte Weg: Eintrittsgebühr 5 TEUR, 6% vom Umsatz monatlich. Lage des Shops wird gemeinsam gesucht. Marke und Corporate Design wird übernommen, Das Warenlager kauft man direkt von den aktuellen Lieferanten, Schulung über Produkte usw.

Nachteil: Auch hier muss investiert werden, in den Laden direkt. Die Ausstattung eines Ladens mit Küche usw. kostet so um die 35 bis 70 TEUR, je nach Größe und Ausstattungsmöglichkeiten. Die Lage des Shops muss sehr gut sein, damit möglichst viele Leute vorbeikommen und etwas zum Essen mitnehmen. Je nach Frequenz der Kunden kann sich das rechnen. Aber auch hier ist das Ziel möglichst schnell mehrere Läden aufzumachen. Selber hinterm Grill und der Fritteuse soll man dann nicht stehen. Oder nur wenig Zeit dort verbringen. Dafür hat man dann andere Aufgaben. Also hier das gleiche Problem: Geld! Zwei Shops sind 150 TEUR. Muss man erst einmal haben. Kann man sich von der Bank holen. Da hilft dann auch der Franchisegeber. Dafür muss man vermutlich sein Haus als Pfand bei der Bank hinterlegen. Nicht gut!

Franchise finde ich nach wie vor sehr gut und sinnvoll. Aber ich glaube auch hier können das nur Leute machen, die sich Geld entweder von Freunden oder Verwandten holen können oder geerbt haben. Und Verwandte wollen vermutlich das Geld eher zurück als Bank und Freunde.

Andy